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Nadine Rokstein – meine Geschichte

Auf dem Bild sieht man mich, Nadine Rokstein, auf dem Gras liegend. Man sieht mich bis zur Hüfte in einem   mittelalterlichen Kleid in der Farbe Beere. Die Kapuze des Gewandes ist über meinen Kopf gestülpt und ich halte den Rand diese mit beiden Händen an den Seiten fest und schaue lächelnd in die Kamera. Ich habe lange braune wellige Haare und braune Augen. Mein Kopf ist dabei im unteren Bild, da das Bild von oben geschossen wurde.
Nadine Rokstein, Quelle Foto Fantastic People Pictures

Mein Name ist Nadine Rokstein, alles fing für mich eigentlich ganz harmlos an. Ich hatte Schwierigkeiten auf der Arbeit am Computer zu lesen und habe zunächst den Zoom meines Browsers erhöht. Aber eines Abends, als ich mit Freunden weggehen wollte, merkte ich beim Schminken plötzlich, dass eines meiner Augen kaum noch etwas wahrnahm. Ich dachte, dass dies sich bestimmt legen würde. Dann folgten jedoch Kopfschmerzen, Augenschmerzen und starker Schwindel.

Ab da fingen die Termine an: zum Augenarzt, der nichts sah und mir erklärte, dass ich keine Schmerzen habe könnte, Neurologen, weitere Ärzte, die erste Einweisung ins Krankenhaus und so weiter. Von Lumbalpunktionen bis Plasmapherese wurde probiert eine Lösung zu finden. Da ich gerne zeichnete, gab es einen Deal mit einem Arzt. Ich werde gesund und er würde eine Zeichnung von dem bekannten Dr. House bekommen. So viel kann ich sagen: Das zeichnen blieb mir ersparrt.

Leider beendete ich mein Praktikum und brach die Schule mit dem Fachabitur in Gestaltung ab. Der Wunsch Fotografie und Medien zu studieren wurde sehr langsam und widerstrebend begraben, als nach einigen Krankenhausaufenthalten die Diagnose LHON gestellt wurde und innerhalb von Wochen meine Sehkraft bis auf ein minimales Restsehen verschwand. Aber aus einem kleinen Sturkopf wie mir diesen Wunsch zu verbannen, war nicht dauerhaft möglich.

Eltern fangen gerne an zu googeln. Normalerweise stirbt man bei den meisten Suchergebnissen, aber meine Mutter fand Jemanden, der blind ist und riesige Wellen surfte. Tja. Nun war klar: Ich will das auch! Gut, nun waren Wellen vor der Haustür nicht vorhanden, also wurde ein Skateboard geschnappt und ab ging es in den Park. Zu Hause sollte ich viel selbst machen, damit meine Selbstständigkeit erhalten blieb. Also wurde alles Mögliche geübt. Einkaufen gehen, kochen, putzen usw., auch Backen stand oben auf der Liste. Ganz zur Freude meiner Familie, denn dementsprechend sah auch die Küche aus. Und dann hieß es auch wieder die Kamera in die Hand nehmen und in den Garten gehen. Und weil mir der Garten irgendwann nicht mehr reichte, wurden aus anfänglichen Bildern im Garten die Leidenschaft Portraits zu schießen. Dabei gerne so märchenhaft, wie es nur ging. Und plötzlich fand ich mich in der Welt der Elfen und Cosplaycharaktere wieder. Mit viel Kommunikation, Presets und Bearbeitungstools in Kombination mit Hilfsprogrammen bastelte ich mir selbst meinen Weg zusammen. Klar ist es nicht perfekt, aber für mich reicht es.

Heute, fast 9 Jahre nach der Diagnose, lasse ich mich nicht mehr aufhalten. Die Cosplayszene faszinierte mich so, dass ich direkt mitmachte und mich selbst immer wieder in Superhelden oder märchenhafte Elfenkostüme warf. So wurde das Agieren vor und hinter der Kamera ein wichtiger Teil meines Lebens. Nebenher verbringe ich im Karnevalsverein eine turbulente Zeit, in der mir liebe Freunde alles beschreiben, was für das Auge wichtig ist. Von Schlittschuhlaufen, Bogen schießen, alleine in den Urlaub fahren, mit Freunden die Teufelsmauer bezwingen oder gemütlich klettern gehen; ich probiere alles aus.

Und so lange uns nicht die Ideen ausgehen, bleibt es spannend, was wir als Nächstes ausprobieren. Manchmal reicht eine googelnde Familie, verrückte Freunde und etwas Dickköpfigkeit aus, um alles, was man sich wünscht, zu schaffen.

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